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Sebastian Langkamp wird Mentor bei GOKIXX: „Der Profifußball ist ein Abnutzungskampf“

GOKIXX News

Als Fußballprofi absolvierte Sebastian Langkamp für den Karlsruher SC, den FC Augsburg, Hertha BSC und Werder Bremen zwischen 2009 und 2020 insgesamt 188 Bundesligaspiele. Bereits während seiner Zeit beim SV Werder machte sich der heute 35-Jährige Gedanken um die „Karriere nach der Karriere“ – Langkamp begann ein Sportpsychologie-Studium, wurde Teil einer Masterclass am Internationalen Fußballinstitut und steigt nach dem verletzungsbedingten Ende der aktiven Karriere bei Perth Glory nun offiziell als Mentor bei GOKIXX ein. Im exklusiven Interview mit GOKIXX spricht der frühere Defensivspieler über seine Karriere, das Thema „mentale Stärke“ und die Lust auf Herausforderungen im Profifußball.

GOKIXX: Sebastian, Du hast in deiner Karriere mehr als 250 Profi-Spiele absolviert, dabei für gleich vier Bundesliga-Klubs gespielt. Wie schafft man es, in diesem Geschäft so lange erfolgreich zu sein?

Sebastian Langkamp: Ich habe diese Herausforderung immer geliebt. Der Profifußball wird von manchen als intensive Konkurrenzsituation empfunden, mich hat es immer auch angetrieben. Mein Erfolgsrezept war, mich niemals mit anderen zu vergleichen. Ich bin im Vergleich zu anderen Innenverteidigern nie der talentierteste Fußballer gewesen. Ich musste mehr investieren als begabtere Teamkollegen, bin dabei jedoch stets geduldig geblieben. Man könnte sagen: Die Ungeduld hat mich angetrieben, die Geduld mich zum Ziel geführt.

„Ich habe meine Schwächen immer mit viel Einsatz, Elan und Extraeinheiten minimiert und parallel meine Stärken gestärkt, um konkurrenzfähig zu bleiben“

GOKIXX: Das ist ein sehr gutes Motto, gerade auch für die jüngeren Spieler. Geduld allein reicht jedoch natürlich nicht. Du hast von „Investieren“ gesprochen, was meinst Du damit?

Sebastian Langkamp: Den ersten großen Schritt machte ich mit 16 Jahren, als ich zu Hause auszog und in das Internat des FC Bayern München ging. Das war für mich ein großes Investment: Weg von meiner Familie, raus aus dem Freundeskreis, hinaus aus meiner Komfortzone hinein ins Ungewisse. Es ist enorm wichtig, Herausforderungen anzunehmen. Der Ansporn, etwas zu erreichen, verleiht enormen Antrieb. Ich habe meine Schwächen mit viel Einsatz, Elan und Extraeinheiten minimiert und parallel meine Stärken gestärkt, um konkurrenzfähig zu bleiben. So habe ich als junger Profi viel Zeit in Athletikhallen verbracht, da ich noch nie der schnellste Innenverteidiger gewesen bin. (schmunzelt) Ich habe auch das sogenannte Life-Kinetik ausprobiert, um schneller im Kopf zu werden.

GOKIXX: Du bist in der C-Jugend zu Preußen Münster gewechselt und im Anschluss über Bayern München zum Hamburger SV gekommen. Was waren die Herausforderungen, aber welche Erkenntnisse hast du zugleich auch über den Weg in den Profifußball gewonnen?

Sebastian Langkamp: Der erste große Step war der nach Münster, wo ich nach dem ersten Jahr plötzlich in die B2 geschoben werden sollte. Da wollte ich dem Trainer beweisen, dass ich gut genug für die erste Mannschaft bin. Das habe ich dann auch geschafft und ab diesem Moment auch positionsmäßig eine enorme Entwicklung durchgemacht: Ich habe als offensiver Mittelfeldspieler begonnen, aber je schneller das Spiel wurde, desto weiter rückte ich nach hinten. Erst in der B-Jugend startete dann quasi die Ausbildung als Innenverteidiger. Viel wichtiger aber: Ich habe dadurch gelernt, dass es bei der Entwicklung in der Jugend gar nicht darum geht, so früh wie möglich in die positionsspezifische Ausbildung zu gehen. Im Gegenteil: Je mehr Positionen du stattdessen in der Jugend spielen kannst, desto besser ist das für deine Perspektive, weil du ein umfassenderes Spielverständnis entwickelst.

„Gemeinsam mit meinem Vater bin ich damals zum Probetraining nach München geflogen. Ich hatte richtig Muffensausen“

GOKIXX: Als Innenverteidiger wurdest Du dann ja auch vom großen FC Bayern entdeckt.

Sebastian Langkamp: Ein Jugendscout von Bayern München hat mich beobachtet und nach München eingeladen. Gemeinsam mit meinem Vater bin ich damals zum Probetraining nach München geflogen. Ich hatte richtig Muffensausen – ausgerechnet an diesem Tag kam mein Koffer samt der Schuheinlagen nicht mit. Ich versuchte es als Ausrede zu benutzen, um mich vorm Probetraining zu drücken. Der Verein stellte mir dann einfach Einlagen zur Verfügung. (lacht) So habe ich letztlich auf vereistem Rasen das Probetraining bei der A-Jugend absolviert und konnte in einem internen Testspiel gegen die B-Jugend offenbar überzeugen: Der damalige A-Jugend-Trainer Kurt Niedermayer bot mir prompt an, als Altjahrgang der B-Jugend schon bei der A-Jugend des FC Bayern München mitzuspielen. Er war mein großer Unterstützer in der Münchner Zeit, gab die grobe Richtung meiner Karriere vor.

Bildquelle: imago; Sebastian Langkamp (damals FC Bayern München U19, li.) im Zweikampf mit Julian Baumgartlinger (damals TSV 1860 München U19)

GOKIXX: Nach drei Jahren bist Du aus München ganz in den Norden, zum Hamburger SV gewechselt. Ein bewusster Schritt.

Sebastian Langkamp: Definitiv. Ich hatte in meinem dritten Bayern-Jahr unter Trainer Hermann Gerland als 19-Jähriger in der Münchner U23 erste Einsätze – aber eben auch eine unglaubliche Wettbewerbssituation. Im starken Konkurrenzkampf mit Teamkollegen wie Holger Badstuber und Mats Hummels, die später bekanntermaßen hoch dekorierte Nationalspieler wurden, stand ich vor der Entscheidung, wie es in meiner Karriere weitergehen sollte. Der Hamburger SV unterbreitete mir ein Angebot und da ich in München der Innenverteidiger Nummer 3 war, wechselte ich zum HSV in der Hoffnung, dort besser gefördert zu werden. Es hat dann bei der U23 des HSV menschlich nicht richtig gepasst, aber ich hatte parallel unter Bundesliga-Coach Huub Stevens die Möglichkeit, immer wieder bei den Profis des HSV mitzutrainieren und von Koryphäen wie Joris Mathijsen, Jerome Boateng und Vincent Kompany zu lernen. In die U23 wollte ich dann nicht mehr zurück – und habe stattdessen den Step zum Karlsruher SC gemacht, bei dem ich dann mit 21 Jahren auch meine ersten Bundesligaspiele absolviert habe.

„Hermann Gerland hatte seine eigene spezielle Art –
und die Erfolge sprechen am Ende für ihn“

GOKIXX: Noch einmal zwei Schritte zurück, zu den Bayern und U23-Coach Hermann Gerland, der ja als starker Talentförderer gilt, aber zugleich auch als Musterbeispiel eines Trainers alter Schule. Wie hast Du es wahrgenommen?

Sebastian Langkamp: Hermann Gerland hatte seine eigene, ganz spezielle Art – und die Erfolge sprechen am Ende für ihn. Allein schon Namen wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller oder David Alaba, die er rausgebracht hat, beweisen seine Kompetenz. Er hat dir eine gewisse Härte und Durchsetzungsfähigkeit beigebracht, die du im Profi-Dasein gut gebrauchen kannst. Sein liebstes Trainingsutensil war dabei das Kopfballpendel. Teilweise durfte ich ganze Trainingsspiele nicht mitmachen und musste bereits zum Aufwärmen direkt ans Kopfballpendel.

GOKIXX: Klingt nach alter Schule.

Sebastian Langkamp: (lächelt) Alternativ dazu gab es als Aufwärmprogramm 1.000-Meter-Läufe in einer enorm schnellen Zeit – da würden die Leute heutzutage, wissenschaftlich begründet, mit dem Kopf schütteln. Heute wird alles hinterfragt, gewendet, begutachtet, bewertet. Gewisse Sachen aber muss man auch einfach akzeptieren und seinen inneren Schweinehund überwinden. Genau das hat der „Tiger“ dir beigebracht – und nicht nur mich hat das auf jeden Fall weitergebracht.

„Als Fußballprofi geht es darum, zum richtigen Zeitpunkt auf höchstem Level zu performen. Das kannst du nicht perfekt planen, aber es bedarf vor allem einer ausgebildeten Mentalität“

GOKIXX: Du bist nun als Mentor, der jungen Spielern wichtige Inhalte vermittelt, bei GOKIXX eingestiegen. Wie siehst Du die Möglichkeiten der Talente heutzutage, den Weg in den Profibereich erfolgreich zu beschreiten?

Sebastian Langkamp: Die Schritte von der U19 in die U23 bis hin zu den Profis sind sehr groß. Du kannst dich als junger Spieler natürlich schon mental und körperlich weiterbilden. Als Fußballprofi geht es darum, zum richtigen Zeitpunkt auf höchstem Level zu performen. Das kannst du nicht perfekt planen, aber es bedarf vor allem einer ausgebildeten Mentalität. Meiner Ansicht nach werden die Nachwuchsspieler bei all den großartigen Fähigkeiten, welche sie mitbringen, in Sachen Mentalität nicht ausreichend gefördert. Die hochveranlagten Talente erleben heute wenig bis gar keinen Widerstand. Dabei ist es für den erfolgreichen Sprung in den Profi-Bereich enorm wichtig, mit den dann eintretenden Widerständen umgehen zu können – diese Fähigkeit kann den entscheidenden Unterschied ausmachen. Und meiner Meinung nach ist es da sinnvoll, sich schon früh professionellen Rat zu holen, ohne die notwendige Selbständigkeit aufzugeben. Genau da kommt GOKIXX ins Spiel als neutrale Instanz, als externer Spiegel.

„Bei der Mentalitätsfrage geht es neben der Leistungsoptimierung immer auch um das Thema Verletzungsprävention“

GOKIXX: Inwieweit hast Du Dich denn nochmals explizit mit dem Thema Mentalität auseinandergesetzt?

Sebastian Langkamp: Ich habe mich bereits in meiner Zeit bei Werder Bremen, zum Ende meiner aktiven Karriere, mit Sportpsychologie beschäftigt, konnte einen zertifizierten Studiengang rund um die Themen Sportpsychologie und Performance angehen.
Ein Thema, das mich schon lange begleitet, wo ich als junger Kerl aber keine Unterstützung hatte, die ich jetzt auch aktiv im meiner Rolle als Mentor bei GOKIXX einbringe. Neutraler Ratgeber sein, junge Spieler in ihrer Entwicklung zu unterstützen, gerade auch mental zu stärken, das ist eine zentrale Aufgabe für mich. Vor allem, weil ich selbst so eine helfende Hand wie GOKIXX in meiner Karriere sehr geschätzt hätte. Ich hätte, gut unterstützt, sicher das eine oder andere Bundesligaspiel mehr auf dem Konto, da die ein oder andere kleine Verletzung sicher auch auf die mentale Komponente zurückzuführen ist.

GOKIXX: Eine sehr spannende These.

Sebastian Langkamp: Bei der Mentalitätsfrage geht es neben der Leistungsoptimierung immer auch um das Thema Verletzungsprävention. Heutzutage bin ich in dem Punkt schlauer – und ich finde, dass die Anforderungen heutzutage im athletischen Bereich ebenso gewachsen sind wie die Möglichkeiten zur Prävention. Ich freue mich, dass ich mein Wissen und meine Erfahrung nun als Mentor weitergeben kann.