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Mehr Leistung, weniger Verletzungen dank Bewegungsanalysen – SPORTHOMEDIC -Expertin im Interview

GOKIXX Partner

Wer Profi werden möchte, sollte auch mit Profis arbeiten. Besonders im medizinischen Bereich ist dies für angehende Berufsfußballer essenziell. Bei GOKIXX arbeiten wir schon seit Gründung mit der sportorthopädischen Praxis SPORTHOMEDIC um Prof. Dr. Oliver Tobolski zusammen. Anna Jäger aus seinem Team ist Head of Motion Lab bei SPORTHOMEDIC und damit für die Bewegungsanalysen der Leistungssportler zuständig. Im Gespräch mit uns spricht die 30-jährige Sportmedizintechnikerin über biomechanische Bewegungsanalysen im Sport und wie diese auf dem Weg zum Profi helfen.

GOKIXX: Anna, als Head of Motion Lab arbeitest Du mit neusten Techniken und hast zahlreiche Daten der Spieler im Blick. Welche Analysen und Diagnostiken könnt Ihr als Labor für Sportler liefern?

Anna Jäger: Als Ausgangsmessung nutzen wir die Bewegungsanalyse, in der wir uns die Statik und Dynamik anschauen. In der Dynamik beginnen wir beim Gehen und Laufen, welche als Grundlage für die weiteren Vermessungen dienen. Bei der biomechanischen Bewegungsanalyse nutzen wir dazu die Pedobarographie, in der wir Informationen über die Gewichtsverlagerung sowie verschiedene Gang- und Laufparameter bekommen. Gleichzeitig kommen zwei weitere Messtechniken zum Einsatz. Zum einen setzen wir die Elektromyographie (EMG) ein, um das Aktionspotential des Muskels zu erfassen. Wir erhalten so Informationen über das Timing und die Ansteuerungshöhe des Muskels. Außerdem kommt für die Messung der Gelenkwinkel die Inertialsensorik zum Einsatz.
Über die Software wird alles synchronisiert.

„Niemand ist zu 100 % symmetrisch aufgestellt bzw. entspricht der sogenannten ‚Norm’“

Hinzu kommen die Funktionsanalysen, bei denen wir uns einzelne Muskelgruppen anschauen und diese auf Dysbalancen und eine regelrechte Ansteuerung untersuchen.
Wir betreiben also einerseits Ursachenforschung und überprüfen, woher die Beschwerden kommen und andererseits auch Verletzungsprophylaxe, in der wir durch individuell angepasstes Training Defizite minimieren, damit es erst gar nicht zu Verletzungen kommt. Das ist gerade im Leistungssport essenziell.

GOKIXX: Gibt es ein spezielles Tool, welches Ihr in den Vordergrund stellen würdet, wenn wir über Sportler oder über Fußballer nachdenken?

Anna Jäger: Gerade im Fußball geht es häufig um sportartspezifische Dysbalancen, die meistens auftreten, wenn sie nicht im „freien Training“ ausgeglichen werden. Die Elektromyographie ist meines Erachtens das wichtigste Tool, um den Sportlern schnell und präzise Anweisungen und Empfehlungen geben zu können.

GOKIXX: Wie viel Potenzial liegt noch bei Sportlern, die zu Euch kommen und vermessen werden?

Anna Jäger: In der Messung steckt enormes Potenzial. Wir machen hierbei zunächst die Bewegungen in verschiedenen Formen sichtbar. Wenn es beispielsweise zu den angesprochenen Dysbalancen kommt, müssen wir immer noch entscheiden, was für den individuellen Sportler relevant ist oder nicht – denn niemand ist zu 100 % symmetrisch aufgestellt bzw. entspricht der sogenannten „Norm“.
Von diesem Standpunkt aus können wir entsprechende Therapie- und Trainingsmöglichkeiten empfehlen. In Zusammenarbeit mit dem Spieler und in enger Absprache mit (Athletik-)Trainern und ggf. medizinischem Personal, können daraufhin die nächsten Schritte eingeleitet werden.
Wir führen zunächst die Eingangsuntersuchung und dann regelmäßige Kontrollen durch – diese können gewährleisten, dass jederzeit eingegriffen werden kann, wenn etwas in die falsche Richtung läuft.

GOKIXX: Wie sieht das in der Praxis aus?

Anna Jäger: Angenommen, wir haben eine Dysbalance: Der innere Wadenmuskel arbeitet zu wenig. Sollte dies der Fall sein, trainieren wir diesen Muskel ggf. über ein sogenanntes Biofeedback-Training. Bei diesem erreichen wir irgendwann den gewünschten Punkt, an dem der Muskel wieder die Symmetrie mit der anderen Seite erreicht. An diesem Zeitpunkt wird eine Kontrolluntersuchung benötigt, um das “Stopp”-Signal geben zu können. Das erste Ziel ist also die Angleichung der muskulären Ansteuerung, wenn dieses gegeben ist, kann der Kraftzuwachs in den Fokus rücken.
Durch die Diagnostik und das gezielte individuelle Training gelingt ein schnellerer und vor allem sicherer Wiedereinstieg ins Training. Häufig fehlt das Vertrauen in den eigenen Körper nach einer Verletzung im verletzten Bereich. Durch das EMG-Biofeedbacktraining erlangt der Sportler erfahrungsgemäß deutlich schneller das Vertrauen in den eigenen Körper zurück, da die Bewegungsausführung visualisiert wird.

GOKIXX: Fehlt dieses Vertrauen in den eigenen Körper manchmal, gerade nach Verletzungen?

Anna Jäger: Ja, das sehen wir ganz häufig. Darüber hinaus wird die verletzte Seite nach einer Verletzung häufig sehr intensiv therapiert und trainiert, während die nicht verletzte Seite darunter leidet. Natürlich braucht man einen gewissen Fokus auf der verletzten Seite, nicht selten kommt es aber dazu, dass die vermeintlich gesunde Seite nachher eine Problematik entwickelt. Die Seitensymmetrien geben dabei Aufschluss und lassen schnell erkennen, ob ein gewisses Verletzungspotential vorliegt oder nicht.

GOKIXX: Gab es besondere Ereignisse, in denen Eure Diagnostik maßgeblich zu den Erfolgen der Athleten oder konkret der Vorbeugung von Verletzungen beigetragen hat?

Anna Jäger: Besonders ist es immer, wenn man die Ergebnisse seiner Arbeit sieht. Konkret fällt mir da Maximilian Dietz von Greuther Fürth ein. In Zusammenarbeit mit GOKIXX haben wir vor einiger Zeit mit Maxi Scans gemacht, um Trainingsempfehlungen zu besprechen. Jetzt hat sich sein Training und vielleicht auch unsere Arbeit ausgezahlt und Maxi konnte vor kurzem seinen ersten Profivertrag bei Fürth unterschreiben.
Neben solchen Erfolgsgeschichten sollte aber die Wirkung von Prävention auf keinen Fall unterschätzt werden. Ich habe derzeit einen jungen Sportler im Training, der ohne Beschwerdeproblematik kam und lediglich bemerkte, dass er im Rumpf asymmetrisch aufgebaut ist. Das ist weitsichtig und wir können wunderbar, im gesunden Zustand präventiv arbeiten. Er setzt unser Training und unsere Übungen enorm schnell um, weil er ein unheimlich gutes Körpergefühl und Erfahrung im Sport hat.

GOKIXX: Was für sportartspezifische Auffälligkeiten tauchen in Bezug auf junge Fußballer bei Euch auf?

Anna Jäger: Bei Fußballern ist sehr häufig die Wadenmuskulatur verkürzt, zudem häufen sich Asymmetrien in der Ansteuerung im Seitenvergleich – diese sind zwar in einem bestimmten Umfang akzeptabel, leider häufen sich diese immer mehr. Daneben fallen uns bei Fußballern häufig Becken-Instabilitäten auf. Die Bein-Abduktoren und die Gesäßmuskulatur weisen häufig ein Kraftdefizit und oder eine Dysbalance auf. Das Becken kippt dann zu der “kontralateralen” Seite, also der gegenüberliegenden Seite des Standbeins und hierdurch kommt es zu einer Instabilität. Dies kann wiederum andere Problematiken in der auf- und absteigenden Kette verursachen.

„Ich glaube, das ist unser besonderes Highlight: Dass wir nah am Sportler und nah an der Person arbeiten können.“

GOKIXX: Ihr habt ja eine Vielzahl an Verfahren und Messungen, mit denen Ihr Sportler unterstützt. Gibt es spezielle Methoden, die nur Ihr bei SPORTHOMEDIC untersucht?

Anna Jäger: Wir nutzen grundsätzlich alle Diagnostikverfahren, die es in der Biomechanik gibt. Bei uns ist es wichtig, dass der Sportler aufgeklärt wird. Wir möchten die Daten des Sportlers als Mittel zum Zweck aufzeichnen, um Sportler entsprechend voranzubringen und nicht, um einfach nur Daten zu generieren. Dies hebt uns auch von den meisten anderen Biomechanik-Laboren ab: Dass wir eng am und mit dem Sportler arbeiten. Deshalb harmoniert die Zusammenarbeit mit GOKIXX auch so gut, beide Parteien sind bedacht in erster Linie den Sportler individuell zu fördern.
Wir generieren die Daten, besprechen diese auf eine verständliche Weise direkt vor Ort, setzen uns dann im Nachgang noch einmal zusammen, werten die Daten aus, schreiben entsprechende Berichte und kommunizieren das dann mit dem Sportler.
Dieser kommt entweder zu uns ins Biofeedback-Training, oder es wird vor Ort – in den Vereinen oder in den Physiotherapie-Studios – durchgeführt. Ich glaube, das ist unser besonderes Highlight: Dass wir nah am Sportler und nah an der Person arbeiten können.